susanne kennedy, regisseurin
© Doris Spiekermann-Klaas
gwanju zürich berlin, 5. september
„jeder ist ein expat“
wie die gegenwart unsere geschichte zum lehrstück verfremdet
Auf die Theater kommen neue Herausforderungen zu, die ihre traditionellen Aufgaben übersteigen.
Wir müssen uns Komplizen suchen (Künstler, Wissenschaftler, Kollegen, Politiker und Kritiker),
die mit uns die Strukturen dehnen, strapazieren, entgrenzen und wieder verdichten zu einer
„Ordnung zur Offenheit anderer Möglichkeiten“ (eine Formulierung, die Dirk Baecker für
diesen schädelnervigen Gleichgewichtszustand gefunden hat und den ich mir hier gern ausleihe).
Und dabei ist es egal, ob wir über einen Hub, ein Forum, ein Festival, ein Weltmuseum, ein
Stadttheater oder ein Gewerkschaftsbühne sprechen! Wir müssen die Öffentlichkeit in unseren
Städten neu organisieren, um einer Gesellschaft Halt, Konsistenz, Widerstandskraft und einen
gemeinsamen Erlebnisrahmen zu geben. Wenn wir uns nur als Kritiker aufführen und uns nicht
selbstoffensiv zu Akteuren der Globalisierung machen, wenn wir nicht bereit sind, an ihren
kulturellen Phänomenen zu lernen und das Recht auf Differenz zu gestalten, dann wird das
Theater zu einer Vintage-Veranstaltung vor einer kleinen Enklave deutschsprachiger Zuschauer – also marginal.
Der vollständige Artikel erscheint in: 100 Jahre Theater
Neumarkt - 1966-2066.
Das Arbeitsbuch. Verlag Theater der Zeit, Dezember 2015